Glossar

Die Bildungs-, Vermittlungs- und Erlebnisformen der Familienbildung sind vielfältig. Die Methoden lehnen sich an die der Erwachsenenbildung an. Während in der Erwachsenenbildung teilweise stärker auf die kognitive Bearbeitung eines Themas abgehoben wird, stehen in der Familienbildung die persönlichen Erfahrungen und das eigene Erleben der Familien und ihrer einzelnen Mitglieder im Vordergrund.

Eine Besonderheit und eine Qualität der Familienbildung sind Bildungsangebote, in denen Kinder, Eltern oder auch Großeltern sowohl generationsübergreifend als auch individuell als einzelne Familienmitglieder, als Frau oder Mann, als Mädchen oder Junge angesprochen werden. Diese Aufgabe erfordert eine hohe methodische und kommunikative Kompetenz sowohl der professionellen als auch der ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen in der Familienbildung, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Interessen aller Beteiligten gerecht zu werden.

„Armut bezeichnet primär den Mangel an lebenswichtigen Gütern (beispielsweise Essen, Obdach, Kleidung, sozialer Sicherung). (…) Auf der Grundlage sozioökonomischer Konzepte wird Armut als Zustand gravierender sozialer Benachteiligung mit Folge einer Mangelversorgung mit materiellen Gütern und Dienstleistungen verstanden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert als „arm“, wer weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens seines Heimatlandes zur Verfügung hat. “

(Wikipedia [Stand Februar 2008])

„In der EU wird seit 2001 der Median des Nettoäquivalenzeinkommens (NÄE) zur Definition der relativen Armutsgrenze verwendet. Personen mit einem verfügbaren Einkommen von 60% oder weniger dieses Betrages gelten als in Relation zur Bevölkerung armutsgefährdet. Im Bericht „Armut und Lebensbedingungen, Ergebnisse aus Leben in Europa für Deutschland 2005“ des Statistischen Bundesamtes wurde für 2004 eine Armutsgefährdungsgrenze von 856 € für ganz Deutschland ermittelt bzw. von 10.274 € Jahresäquivalenzeinkommen; dies (betrifft einen) Bevölkerungsanteil von 13%. Als arm bezeichnet diese Statistik ein NÄE von 40%, also 6.849 € jährlich bzw. durchschnittlich 571 € monatlich.“

(Wikipedia [Stand März 2008])

„Während der Ressourcensansatz nur auf monetäre Aspekte eingeht, berücksichtigt der Lebenslagenansatz die tatsächliche Versorgungslage in zentralen Lebensbereichen wie Ernährung, Kleidung, Wohnung, Gesundheit, Bildung, Transport und Kommunikationsmöglichkeiten sowie soziale Sicherheit und Rechtsschutz.“

(Wikipedia [Stand Februar 2008])

„Kinderarmut hat ihr Gesicht (Anm. in den Industrienationen) verändert. Sie ist nun nicht mehr absolute, sondern relative Armut, die sich nicht mehr im Mangel an Nahrung, Unterkunft, Kleidung und Zugang zur Schule, sondern in Erscheinungsformen wie eingeschränkter materieller Grundversorgung, verminderter Bildungschancen, schlechterer Gesundheit und geringerer sozialer Teilhabe zeigt.“

(Wikipedia [Stand Februar 2008])

„Nach amtlicher Statistik lebten mehr als eine Million Kinder und Jugendliche (unter 18jährige) Ende 2003 von Hilfe zum Lebensunterhalt (Sozialhilfe); dies entspricht 7,2 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland. Die Armutsquote von Kindern und Jugendlichen ist jedoch deutlich höher als die Sozialhilfequote: Je nach Armutsdefinition leben zwischen 13 und 19 Prozent in relativer Armut.

Die Lebenslagen der armen und nicht-armen Kinder unterscheiden sich (…) erheblich voneinander:

  • Der größte Unterschied ist im materiellen Bereich festzustellen: Kinder mit Migrationshintergrund sind überdurchschnittlich betroffen. (…)
  • Die zweitgrößten Differenzen in der Lebenslage sind im kulturellen Bereich festzustel-len, vor allem in der Schule: Schon in der Grundschulzeit haben die armen Kinder deutlich schlechtere Noten und auch häufiger die Erfahrung einer Klassenwiederholung gemacht. (…) Kinder mit Armutserfahrung schaffen den Übergang aufs Gymnasium weitaus seltener als Kinder ohne Armutserfahrung. (…)
  • Auch im sozialen Bereich gibt es beträchtliche Unterschiede zwischen armen und nicht-armen Grundschulkindern: Arme Kinder können zum Beispiel seltener andere Kinder mit nach Hause bringen als nicht-arme Kinder, erheblich weniger ihren Geburtstag feiern und haben seltener die Gelegenheit, über Vereinsaktivitäten soziale Kontakte zu schließen und zu pflegen.
  • Relativ gering sind die Unterschiede zwischen armen und nicht-armen Kindern im gesundheitlichen Bereich: Ihr subjektives Wohlbefinden und ihr aktueller Gesundheitszustand ähneln sich. Bereits mittelfristig sind aber gesundheitliche Unterschiede zu erwarten, denn arme Kinder weisen ein höheres Ausmaß an „Risikoverhalten“ auf. (…)

Armut schränkt Kinder wie Familien ein und grenzt sie sozial aus. Je länger Armut andauert, desto gravierender werden die Folgen für die Betroffenen und die Gesellschaft.“

(Gerda Holz, Antje Richter, Werner Wüstendörfer, Dietrich Giering, 2005, Zukunftschancen für Kinder!? – Wirkung von Armut bis zum Ende der Grundschulzeit
Zusammenfassung des Endberichts der 3. Phase der AWO-ISS-Studie (pdf)
)

Aus der Sicht der Jugendhilfe ist Bedarfsgerechtigkeit der Familienbildung ein übergreifendes Qualitätskriterium. Danach müssen Maßnahmen zur Stärkung der elterlichen Erziehungsverantwortung in unterschiedlichen familialen Lebenslagen gewährleistet werden und bei entsprechenden Bedarfen zur Verfügung stehen. (§ 16 SGB VIII).

„Das Kinder- und Jugendhilfegesetz hat die Zielsetzung formuliert, dass Familienbildung den Anforderungen präventiver Familienarbeit genügen, bedarfsgerecht sein und Familien in Formen der Nachbarschafts- und Selbsthilfe einbinden soll. Angesichts des breiten Aufgabenspektrums und der differenzierten Struktur der Einrichtungen und Träger mit familienbildenden Angeboten muss diese Zielsetzung als sehr anspruchsvoll gelten.“

(Staatsinstitut für Familienforschung: Walter, Wolfgang; Bierschock, Kurt; Oberndorfer, Rotraut; Schmitt, Christian; Smolka, Adelheid, 2000, Familienbildung als präventives Angebot. Einrichtungen, Ansätze, Weiterentwicklung. ifb-Materialien 5/00. S. 13)

„Bedarfsgerechtigkeit bedeutet, dass Familienbildung unterschiedliche Familienformen, -phasen, -aufgaben und Lebenserfahrungen berücksichtigen soll, die jeweils eigene Erziehungsaufgaben mit sich bringen.“
(ebd., S. 18)

John Bowlby ist der Begründer der Bindungstheorie. Danach entwickeln Säuglinge im Laufe des ersten Lebensjahres auf der Grundlage eines biologischen Verhaltenssystems eine starke emotionale Bindung zu einer oder mehreren primären Bezugspersonen, die sie bei Angst, Schmerz oder Gefahr aufsuchen. Dieses Verhaltenssystem steuert die Regulation von Nähe und Distanz zu den Bezugspersonen und gewährleistet die Sicherheit und das Überleben der Kinder. Bindungsverhalten drückt sich im Suchen nach und in der Rückversicherung der Anwesenheit der Bezugsperson, in Stresssituationen auch in Weinen, Nachlaufen und Festklammern an der Bindungsperson aus. Bindungsverhalten wird insbesondere durch Trennung von der Bindungsperson (z.B. der Mutter) sowie durch äußere und innere Bedrohungen aktiviert. Die Bezugsperson bietet für das Kind eine ’sichere Basis‘, wo es Schutz und Hilfe erwarten kann. Werden die kindlichen Bedürfnisse nach Nähe und Schutz befriedigt, so wird das Bindungssystem beruhigt, und es kann ergänzend das System der Erkundung aktiviert werden. Von seiner ’sicheren Basis‘ aus kann das Kind seine Umwelt erforschen. Bindungs- und Explorationsverhalten stehen also in einer engen Wechselwirkung.
Bindungsverhalten ist nicht nur in der frühen Kindheit von Bedeutung. Es hat Einfluss darauf, wie das Individuum spätere Bindungserfahrungen erlebt und wie es sich selbst darin verhält.
Mary Ainsworth, eine Mitarbeiterin Bowlbys, beschäftigte sich ausführlich mit den Qualitäten von Bindungsverhalten. Sie beschrieb vier Bindungsmuster:

  • sichere Bindung
  • unsicher-vermeidende Bindung
  • unsicher-ambivalente Bindung
  • desorganisierte Bindung

Ainsworth brachte die von ihr beschriebenen Bindungsmuster mit dem beobachteten Pflege- und Interaktionsverhalten der Bezugsperson im ersten Lebensjahr in Verbindung. Demnach hatten Mütter, die ein höheres Maß an Feinfühligkeit und Ansprechbarkeit im Umgang mit ihren Säuglingen zeigten, eher Kinder, die im zweiten Lebensjahr sicher gebunden waren. Feinfühligkeit bezeichnet die Fähigkeit der Mutter/Bezugsperson, die Signale des Kindes wahrzunehmen, sie richtig zu interpretieren und angemessen und prompt zu beantworten. Das jeweilige Bindungsmuster blieb, so wurde weiter festgestellt, in der spezifischen Mutter-Kind-Beziehung relativ stabil, konnte aber zu anderen Bezugspersonen eine unterschiedliche Qualität aufweisen.
(vgl. Brisch, Karl-Heinz, 1999, Grundlagen der Bindungsforschung. In: Frühe Kindheit 1/99, S. 14–17)

Zum Weiterlesen:
New Family – Kinder brauchen frühe Bindung

Der Ansatz des Empowerments kommt aus der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und Sozialarbeit. Empowerment (wird mit Selbstbemächtigung übersetzt) möchte Menschen – insbesondere in benachteiligten Positionen – befähigen, eigene Kräfte und soziale Ressourcen zu nutzen, um Kontrolle und Selbstbestimmung über das eigene Leben zu erhalten oder (wieder)zugewinnen. Betroffene werden als Expert*innen in eigener Sache gesehen und nicht als Objekte sozialpädagogischen Handelns und professioneller Betreuung.

„Evaluation ist die systematische und zielgerichtete Sammlung, Analyse und Bewertung von Daten zur Qualitätssicherung und Qualitätskontrolle. Sie gilt der Beurteilung von Planung, Entwicklung, Gestaltung und Einsatz von Bildungsangeboten bzw. einzelner Maßnahmen dieser Angebote (Methoden, Medien, Programme, Programmteile) unter den Aspekten von Qualität, Funktionalität, Wirkungen, Effizienz und Nutzen.“

(evaluationsnetz.de, [Stand: 02.2008])

„Unter Evaluation versteht man das systematische Sammeln, Analysieren und Bewerten von Informationen über Aktivitäten, Eigenschaften und Ergebnisse von Projekten, Personen und Produkten. Durch Evaluation werden wichtige Kenntnisse über Stärken und Schwächen eines Projektes oder einer Maßnahme gewonnen. Dadurch verbessern sich die Grundlagen für projektbezogene Entscheidungen und wird die Basis für die Erhöhung der Effektivität und Effizienz geschaffen. Es können sowohl Prozesse (Prozessevaluation) als auch Ergebnisse und Wirkungen der Maßnahmen (Ergebnisevaluation) evaluiert werden.
Evaluation in der Gesundheitsförderung (Anm.: oder in der Familienbildung) kann sehr unterschiedlichen Zwecken dienen:

  • Entscheidungshilfe bezüglich der Weiterführung von Projekten
  • Verbesserung von Strategien und Maßnahmen
  • Projektsteuerung
  • Legitimation bei der Verwendung öffentlicher Gelder oder gegenüber Zielgruppen und Fachöffentlichkeit
  • Untersuchung wissenschaftlicher Fragestellungen

Je nach Zweck der Evaluation ist die Anwendung unterschiedlicher Evaluationsformen (Selbst- oder Fremdevaluation) und Evaluationstypen (Planungs-, Prozess- oder Ergebnisevaluation) sinnvoll.
Zusammenfassend kann man Evaluation beschreiben als kritische, analytische Interpretation durch systematische Erhebung gewonnener (nicht routinemäßig verfügbarer) Informationen, das Ableiten von Schlussfolgerungen daraus und letztlich die Beurteilung und/oder Bewertung eines Projektes oder einer Maßnahme mit dem Ziel, sie zu verbessern.“

(BzgA: 2006, Kriterien guter Praxis in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten. Gesundheitsförderung konkret, Band 5. S. 287f)

„Gesundheitsförderung ist nach dem Verständnis der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Konzept, das bei der Analyse und Stärkung der Gesundheitsressourcen und -potenziale der Menschen und auf allen gesellschaftlichen Ebenen ansetzt. Sie zielt darauf, Menschen zu befähigen, ihre Kontrolle über die Faktoren, die ihre Gesundheit beeinflussen (Gesundheitsdeterminanten), zu erhöhen und dadurch ihre Gesundheit zu verbessern. Gesundheitsförderung ist ein komplexer sozialer und gesundheitspolitischer Ansatz und umfasst ausdrücklich sowohl die Verbesserung von gesundheitsrelevanten Lebensweisen (Gesundheitshandeln) als auch die Verbesserung von gesundheitsrelevanten Lebensbedingungen (Verhältnisse/ Strukturen/ Kontexte).“

(BzgA: 2006, Kriterien guter Praxis in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten. Gesundheitsförderung konkret, Band 5. S. 290)

Die UN-Kinderrechtskonvention vom 20. November 1989 wurde von der Bundesrepublik Deutschland 1992 ratifiziert. In Artikel 19 wird der Schutz von Kindern vor Gewaltanwendung, Misshandlung, Verwahrlosung eingefordert:

„Die Vertragsstaaten treffen alle geeigneten Gesetzgebungs-, Verwaltungs-, Sozial- und Bildungsmaßnahmen, um das Kind vor jeder Form körperlicher oder geistiger Gewaltanwendung, Schadenszufügung oder Misshandlung, vor Verwahrlosung oder Vernachlässigung, vor schlechter Behandlung oder Ausbeutung einschließlich des sexuellen Missbrauchs zu schützen, solange es sich in der Obhut der Eltern oder eines Elternteils, eines Vormunds oder anderen gesetzlichen Vertreters oder einer anderen Person befindet, die das Kind betreut.“

UN-Kinderrechtskonvention Art. 19,1

„Im Jahre 2000 verabschiedete der Deutsche Bundestag das ‚Gesetz zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung‘. Schon vor der Änderung missbilligte § 1631 BGB körperliche Misshandlungen: ‚Entwürdigende Erziehungsmaßnahmen, insbesondere körperliche und seelische Misshandlungen, sind unzulässig.‘ Diese Formulierung wurde ersetzt durch:

‚Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig‘.

Mit dem gesetzlichen Verbot von Gewalt und Körperstrafen folgte nun Deutschland einerseits den Vorreitern Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark und Österreich. Andererseits verwirklichte der Bundestag – endlich – eine mehr als 20 Jahre alte Forderung zahlreicher deutscher Verbände.
Das Gesetz drängt Eltern und Erziehungsverantwortliche zum Umdenken und zu einer grundlegenden Haltungsänderung in Bezug auf ihr Erziehungsverhalten. Um diesen Prozess zu beschleunigen und Eltern dabei wirkungsvoll zu unterstützen, wurde zugleich auch die gesetzliche Familienförderung um einen wesentlichen, gewaltpräventiven Zusatz ergänzt. § 16 KJHG, der Eltern den Anspruch auf Förderung, Beratung und Familienbildung sichert, wurde erweitert um den konkreten Zusatzauftrag, Familienförderungsmaßnahmen ’sollen auch Wege aufzeigen, wie Konfliktsituationen in der Familie gewaltfrei gelöst werden können.‘
Mit der Gesetzesänderung allein war weder ein Bewusstseinswandel noch eine Veränderung der Erziehungspraxis erreicht. Um das Gesetz auf möglichst breiter Ebene öffentlich bekannt zu machen, um der hohen Bewertung Ausdruck zu geben, die der Gesetzgeber ihm beimisst, und um Eltern praktische Hilfestellungen anzubieten, startete das BMFSFJ im Jahr 2000 die bundesweit angelegte Begleitkampagne ‚Mehr Respekt vor Kindern!‚.
Neben zahlreichen Trägern, Verbänden und Einrichtungen bundesweit beteiligte sich auch der Arbeiterwohlfahrt Bundesverband mit seiner Mobilen Elternschule (MES) daran, Gewaltfreiheit in der Erziehung zum Gesprächsthema zu machen und das Recht der Kinder auf gewaltfreie Erziehung ins öffentliche Bewusstsein zu heben.“

(AWO/MES, 2003, Dokumentation Konfliktfähiges Zusammenleben in Familien. S. 4 f. (pdf))

Das Gewaltschutzgesetz (GewSchG) der Bundesrepublik Deutschland ist als Artikel 1 des Gesetzes zur Verbesserung des zivilgerichtlichen Schutzes bei Gewalttaten und Nachstellungen sowie zur Erleichterung der Überlassung der Ehewohnung bei Trennung am 1. Januar 2002 in Kraft getreten. Das Gewaltschutzgesetz schützt insbesondere die Rechte von Opfern häuslicher Gewalt, die dort angewendet wird, wo eigentlich Sicherheit und Geborgenheit gesucht werden. Häusliche Gewalt wird in etwa 80 % der Fälle von Männern ausgeübt. Schätzungen zufolge wird etwa jede dritte bis fünfte Frau Opfer häuslicher Gewalt.

Zum Weiterlesen:
Aktionsplan II der Bundesregierung zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen (pdf), BMFSFJ
Gemeinsam gegen häusliche Gewalt (pdf), BMFSFJ

Eng mit Niedrigschwelligkeit verknüpft sind die Begriffe Komm- und Gehstruktur. Die herkömmliche Komm-Struktur erreicht oft die Eltern und Familien, die sich gezielt über Angebote informieren und Familienbildungsstätten aufsuchen. Geh-Struktur sucht Familien auf, indem Familienbildung und -beratung dort angeboten wird, wo die Familien sind:

  • unmittelbar, indem die Familien zu Hause besucht werden,
  • mittelbar, indem Familienbildung mit Einrichtungen kooperiert, die viele oder alle Eltern erreichen, wie beispielsweise Kitas oder Schulen.

Konzepte können Angebote mit Geh- und Komm-Struktur miteinander verbinden und so Familien motivieren, die sonst nur schwer mit Familienbildungsangeboten zu erreichen sind.

Mit dem Begriff der Lebenslagen werden die objektive soziale Lage und ihre subjektive Seite beschrieben. Unter subjektiver Seite sind die Formen der Lebensführung, die Strategien der Lebensbewältigung und die damit verbundenen Einstellungen und Befindlichkeiten der Menschen zu verstehen.

„Lebenslagen (… Anm.: sind) sozialpolitisch beeinflusste Lebensverhältnisse (Einkom-men, Bildung, Gesundheit und Wohnen) und Handlungsspielräume (Mitbestimmung, Freizeit), die den Menschen Lebensperspektive und Interessenentfaltung ermöglichen. (…) Lebenslagen spiegeln (…) die Widersprüchlichkeit sozialstaatlicher Balance wider und werfen damit täglich Probleme der Lebensbewältigung angesichts widersprüchlicher Anforderungen und gespaltener Lebensbereiche auf.“

(Böhnisch, 1982, Der Sozialstaat und seine Pädagogik. Sozialpolitische Anleitung zur Sozialarbeit. S. 164)

„Lebensweltorientierung bedeutet konsequente Hinwendung zu und Orientierung an den Lebenslagen und Lebensverhältnissen sowie den Deutungsmustern und Sichtweisen der Adressatinnen und Adressaten. Sie sind Ausgangs- und Angelpunkt der Angebote und Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe. Damit werden entgegen einem expertenhaft, distanzierten Handeln verstärkt die Ressourcen der Beteiligten einbezogen und ihre Eigenverantwortung und ihre Teilhabemöglichkeiten gestärkt.“

(BMFSFJ, 2002, 11. Kinder- und Jugendbericht. S. 64)

In der Kinder- und Jugendhilfe ist der Leitbegriff der Lebensweltorientierung nur dann effektiv, wenn psychosoziale Hilfen in und mit Familien das unmittelbare Umfeld einbeziehen. Solche Handlungskonzepte gewinnen insbesondere dort an Bedeutung, wo Kindern, Jugendlichen und ihren Familien auch in sozialen Problemlagen gewährt ist, Subjekte in ihren Lebensvollzügen zu bleiben.

„(griech. Weg eines Verfahrens) Zielgerichtetes, planmäßiges Vorgehen. Im Zusammenhang mit Bildung handelt es sich um Verfahrensweisen, die Lernprozesse unter bestimmten pädagogischen Zielvorstellungen beeinflussen. Methoden sind der sinnvollste, zweckbezogenste, ökonomischste Weg zwischen der Ausgangslage der Teilnehmer/-innen und ihren Zielvorstellungen.
Sie betreffen sowohl die Organisation des Lernens als auch die Art des Tätigseins bzw. der Handlung mit dem Lerngegenstand. Zur Organisation des Lernens gehört die Wahl der Sozialform, z.B. wird durch die Festlegung auf Gruppenarbeit die Struktur der Kommunikation festgelegt; die Dauer, der Ablauf, die miteinbezogenen Medien, Interaktionsmöglichkeiten werden vorgegeben. Die Methode bestimmt aber auch die Art und Weise, wie die Lernenden an den Lerngegenstand herangehen, mit ihm umgehen, das Tätigsein innerhalb des Lernprozesses, z.B. Dialog, Phantasiereisen, Rollenspiel.
Die Auswahl der Methode ist abhängig von den einzelnen Elementen des Systems Didaktik. Sie muss immer im Zusammenhang mit den Lernzielen, den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Teilnehmer/-innen, der Auswahl der Inhalte und einigen zusätzlichen Elementen gesehen werden. Um einen abwechslungsreichen und teilnehmerorientierten Unterricht gestalten zu können, ist ein breites Repertoire an unterschiedlichen Methoden von Nutzen.“

(Sociolexikon, Bücheler, Heike; Rieg-Pelz, Anna, 1999)

Die Bildungs-, Vermittlungs- und Erlebnisformen der Familienbildung sind vielfältig. Die Methoden lehnen sich an die der Erwachsenenbildung an. Während in der Erwachsenenbildung teilweise stärker auf die kognitive Bearbeitung eines Themas abgehoben wird, stehen in der Familienbildung die persönlichen Erfahrungen und das eigene Erleben der Familien und ihrer einzelnen Mitglieder im Vordergrund.
Eine Besonderheit und eine Qualität der Familienbildung sind Bildungsangebote, in denen Kinder, Eltern oder auch Großeltern sowohl generationsübergreifend als auch individuell als einzelne Familienmitglieder, als Frau oder Mann, als Mädchen oder Junge angesprochen werden. Diese Aufgabe erfordert eine hohe methodische und kommunikative Kompetenz sowohl der professionellen als auch der ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen in der Familienbildung, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Interessen aller Beteiligten gerecht zu werden.

Deutschland ist ein Einwanderungsland und Migration betrifft zu einem großen Teil Familien. Familienbildung kann ihren Beitrag zur Integration von Migranten und Migrantinnen leisten. Integration ist nicht als Einbahnstraße, sondern als wechselseitiger Prozess zwischen zuwandernder und aufnehmender Bevölkerung zu verstehen. Dieser Prozess beinhaltet Offenheit, Toleranz und Wertschätzung gegenüber Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Erfahrungen und Identitäten.

Der Abschlussbericht „Interkulturelle Öffnung – aber wie? – Familienbildung und Elternarbeit in der Einwanderungsgesellschaft“ beschreibt in den Empfehlungen zur interkuturellen Öffnung der Familienbildung u.a. folgende Aspekte als konzeptionelle Konsequenzen:

„Die integrative Qualität von familienbezogenen Bildungsangeboten erweist sich zunächst daran, dass Kommunikation zwischen Institutionen und (möglichen) Teilnehmer/-innen funktioniert.

Prozesse der ‚Zielgruppenerschließung‘, der Gewinnung von (muttersprachlichen) Multiplikator/innen und der Kontaktpflege im Gemeinwesen stellen eine wichtige Voraussetzung für die Zugänglichkeit von Bildungs- und Begegnungsmöglichkeiten dar. (…)
Die Zugänglichkeit von Bildungsangeboten ist auch stark von deren Inhalten und Formen abhängig. (…)
Auf der Ebene der Leitung von Einrichtungen, bei den Hauptamtlichen und im Bereich der Honorarkräfte ist der Anteil von Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern nichtdeutscher Herkunft deutlich anzuheben. (…)
Die Träger von Familienbildung sind aufgefordert, mithilfe von differenzierten Angeboten der Fort- und Weiterbildung Sensibilität für Diskriminierungserfahrungen, Konfliktfähigkeit und Gelassenheit in ‚interkulturellen Situationen‘ zu fördern. (…)
Eine wichtige Ressource liegt in einer verstärkten Kooperation/Vernetzung zwischen Einwanderer-Selbstorganisationen, migrationsspezifischen Einrichtungen und solchen der klassischen Familienbildung. (…)
Die Grundlegung für die oben skizzierten (Anm:.interkulturellen) Kompetenzen werden in der Ausbildung (Anm.:der pädagogischer Fachkräfte) gelegt.“

(Koderisch, Andreas, 1996, Interkulturelle Öffnung – aber wie? – Familienbildung und Elternarbeit in der Einwanderungsgesellschaft. S. 115 ff.)

Die AWO versteht die Gestaltung der Einwanderungsgesellschaft als eine der wichtigsten gesellschaftpolitischen Zukunftsaufgaben und den Prozess der interkulturellen Öffnung als wichtige Managementaufgabe.

Zum Weiterlesen:
Nationaler Integrationsplan, Bundesregierung
Migrationsbericht 2006 (pdf), Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland (pdf), Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration
Zuwanderung – Eine Chance für die Familienbildung (pdf), MGFFI, NRW
Der soziale Nahraum, DJI
Interkulturelle Öffnung der Jugendhilfe, Joachim Schuch

„Der Begriff „niedrigschwellig“ wird zwar immer wieder verwendet, unterliegt aber für sich genommen keiner Definition. Der Begriff ist vielmehr auszufüllen. Dabei bietet sich der so genannte Lebensweltbezug als sinnvoller Ansatz an. Er berücksichtigt den Alltag von Familien und versucht, die Menschen in ihrer eigenen Umgebung, in ihrem Alltag zu erreichen und die noch funktionierenden sozialen Zusammenhänge der Lebenswelt durch Aktivierung vorhandener Ressourcen zu stützen sowie durch geeignete Hilfeangebote zu ergänzen. Ein wichtiger Schlüssel für die niedrigschwellige Ausgestaltung von Angeboten ist daher das Wahrnehmen, Verstehen und Wissen um den Alltag und die konkrete Lebenssituation der Familien.“

(Deutscher Verein, 2005, Niedrigschwelliger Zugang zu familienunterstützenden Angeboten in Kommunen – Handlungsempfehlungen. S. 4)

Niedrigschwellige Projekte versuchen das Problem anzugehen, dass insbesondere sozial benachteiligte Zielgruppen herkömmliche Familienbildungsangebote mit sogenannter Komm-Struktur selten in Anspruch nehmen. Selbst die Initiative zu ergreifen, sich in ein unbekanntes Umfeld zu begeben und mit sozial meist höher gestellten Projektmitarbeiter/-innen zu sprechen, stellt oft eine zu hohe Schwelle dar, als dass diese Angebote wahrgenommen würden. Daher werden diese Zielgruppen oft nicht erreicht.

Niedrigschwellige Projekte dagegen warten nicht, bis Menschen Kontakt zu ihnen aufnehmen, sondern gehen unmittelbar auf die Zielgruppen ihrer Arbeit zu.
Bildungsangebote sollen räumlich und zeitlich dort stattfinden, wo die Familien bereits sind (z.B. in der Kita), angepasst an Kinderbetreuungs- und Arbeitszeiten. Sie orientieren sich an den Ressourcen und Fähigkeiten der Eltern und nicht an (vermeintlichen) Defiziten. Sie beziehen die Lebenswelt und Interessen der Familien ein. Sie beinhalten pädagogische Arbeitsformen, die neben der herkömmlichen Komm-Struktur, im Sinne einer Geh-Struktur Familien in ihrer Lebenswelt aufsuchen. Offene Angebote tragen dazu bei, Kontakte zu erleichtern.

Zum Weiterlesen:
Leitfaden niedrigschwelliger Familienbildung (pdf), Staatsinstitut für Familienforschung, ifb
Niedrigschwelliger Zugang zu familienunterstützenden Angeboten in Kommunen – Handlungsempfehlungen des Deutschen Vereins (pdf)

Als Paradigmenwechsel wird eine wichtige qualitative Änderung von Denkmustern bezeichnet z.B. im persönlichen Glauben, in komplexen Systemen oder in Organisationen. Er ersetzt die vorherige Art und Weise des Denkens oder des Organisierens durch eine radikal andere.

Partizipation bedeutet die Teilhabe und die Teilnahme am kulturellen und gesellschaftlichen Leben und die Möglichkeit einer Einflussnahme auf (politische) Entscheidungsprozesse, die das Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft betreffen. Partizipation ist auf den Abbau ungleicher Machtverhältnisse gerichtet und daher mit der Notwendigkeit verbunden, Macht zu teilen und Verantwortung und Kontrollrechte abzugeben. Partizipation erfolgt innerhalb der gegebenen gesetzlichen, kulturellen und organisatorischen Rahmenbedingungen. Sie erfordert Bedingungen auf der strukturellen, institutionellen und individuellen Ebene, die eine umfassende Beteiligung ermöglichen und unterstützen.

Familienbildung soll es jungen Menschen und Eltern ermöglichen, die für Partizipation erforderlichen Kenntnisse und Kompetenzen zu entwickeln und zu stärken, um sich sowohl in der Familie als auch in der Gesellschaft gestaltend einzubringen. Das schließt eine Auseinandersetzung mit teilnahmeerschwerende Strukturen, z.B. Lage und Ausstattung von Räumlichkeiten mit ein.

Partizipation ist untrennbar verbunden mit der Emanzipation von Menschen und zielt ab auf eine Gesellschaft, die dadurch gekennzeichnet ist, dass der Diskurs ihrer Mitglieder gesellschaftliches Handeln steuert und allen Mitgliedern mit gleichen Chancen offen steht.

Partizipation erfordert einen (pädagogischen) Ansatz, der wie folgt beschrieben werden kann:

  • Abbau von Fremdbestimmung zugunsten von Selbstbestimmung und Einflussnahme durch Öffnung von Entscheidungsprozessen
  • Kommunikation und Interaktion als Voraussetzung und Rahmen für einen Prozess, der durch den ständigen Austausch von Meinungen und Positionen sowie die Aushandlung von Kompromissen bestimmt ist
  • Verständnis von Konflikt nicht als Störung, sondern als notwendige Begleiterscheinung von Partizipation und als Voraussetzung für den Abbau von Fremdbestimmung
  • Anerkennung von Kritik als Ausdruck des Willens zur Mitgestaltung und Mitbestimmung
  • (Gesellschaftliche) Veränderungen im Sinne einer zunehmenden Alltagsdemokratisierung und einer gleichen Verteilung von Teilhabe- und Entfaltungschancen
  • Betonung des Prinzips der Ergebnisoffenheit. Partizipation setzt auf die Entwicklung sozialer Phantasien, die Alternativen mitdenken und ermöglichen. Partizipation hält Lösungswege offen und gibt allen Beteiligten eine Stimme zur Vertretung eigener Interessen und Vorstellungen.

Gelingende Partizipation ist gekennzeichnet durch:

  • Gesetzliche, institutionelle oder konzeptionelle Verankerung von Partizipation und Kontinuität von Mitbestimmungsmöglichkeiten
  • Zugänglichkeit: Gleiche Teilhabechancen unabhängig von Alter, Geschlecht, Schichtzugehörigkeit, Bildung und Nationalität
  • Transparenz der Partizipationsstrukturen und ihrer Funktionen
  • Verfahren, die den Ressourcen und Kompetenzen aller Beteiligten angemessen sind
  • Umfassende und für alle Beteiligten zugängliche Informationen
  • Dokumentation und Veröffentlichung des Entscheidungsprozesses und seiner Ergebnisse
  • Auswirkung der Resultate des Beteiligungsprozesses als Veränderung in der Lebenswelt oder im Sozialraum der Beteiligten
  • Geschlechterdifferenzierung: Berücksichtigung der weiblichen wie der männlichen Zugangsweisen zu Themen, die von der eigenen Betroffenheit durch ein Thema geprägt sind

Rechtliche Grundlagen für Partizipation in der Kinder- und Jugendhilfe sind u.a. zu finden in:
UN-Kinderrechtskonvention (November 1989);

  • Artikel 12 – Recht auf Mitbestimmung des Kindes

SGB VIII (KJHG)

  • § 1 Abs. 3 Nr. 4 i.V.m. § 8 – Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien bei der Gestaltung einer kinder- und familienfreundlichen Umwelt

– das Zuvorkommen, die Vorbeugung –
Prävention in der Familienbildung wird verstanden als Unterstützung und Förderung von Familien in allgemeinen Fragen der Erziehung und Entwicklung junger Menschen, bevor problematische Entwicklungen auftreten.

„Dabei wird zwischen primär-, sekundär- und tertiär-präventiven Angeboten unterschieden.

Prävention in der Familienbildung
primär-präventive Angebotesekundär-präventive Angebotetertiär-präventive Angebote
Vermittlung von Kompetenzen, die für den Aufbau positiver zwischenmenschlicher Beziehungen von Bedeutung sindVorbereitung von Paaren/Familien auf transitionsbedingte Übergänge (Familienlebensphasen-Ansatz)Stärkung der Handlungskompetenz von Familien im Anschluss an Therapie oder Beratung

Präventive Familienbildung verfolgt einen ressourcenorientierten Ansatz. Familie bzw. familiäres Miteinander wird also nicht grundsätzlich als defizitär betrachtet. Der Fokus richtet sich vielmehr auf die Förderung schon vorhandener Stärken von Familien und damit auf das Aktivieren von Selbsthilfekompetenzen aus.“

(Sächsisches Landesamt für Familie und Soziales, 2004, Modellprojekt – Familienbildung in Kooperation mit Kindertagesstätten, Abschlussbericht. S. 16)

Zur Vorbeugung in der Familienarbeit schreibt Proksch:

„Weitgehend durchgesetzt hat sich die Auffassung, dass Jugendhilfe präventiv so umfassend und differenziert sein muss, dass es zu bestimmten Notlagen nicht erst kommen kann.“

(Proksch, R., 1995, Prävention als Leitlinie des neuen Kinder- und Jugendhilferechts. In: Zentralblatt für Jugendrecht 82, 3/95)

„Der Bildungsanteil ist dabei zentral, da Familienarbeit auf die Stärkung von Handlungskompetenzen abzielt und dies auf dem Weg eines Lernprozesses erfolgen soll.“

(Staatsinstitut für Familienforschung, 2000, Familienbildung als präventives Angebot. Einrichtungen, Ansätze, Weiterentwicklung. ifb-Materialien 5/00. S. 11)

„Der rasche soziale Wandel führt vielfach zu Verunsicherungen und Orientierungsproblemen. Familiale Lebenswelten ändern sich meist schneller und häufiger als familiale Lebensbilder. Dies wird als Widerspruch erlebt. (…) Familienbezogene Bildungsarbeit muss sich stärker den Problemen zuwenden, die sich aus Familie betreffenden gesellschaftlichen Veränderungen im Lebenslauf ergeben.“

(Staatsinstitut für Familienforschung, 2000, Familienbildung als präventives Angebot. Einrichtungen, Ansätze, Weiterentwicklung. ifb-Materialien 5/00. Vorwort)

Die starke Betonung der Prävention im Jugendhilfehandeln verdeutlicht eine optimistische Sicht,

„(…) bei der prinzipiell allen Eltern zugestanden wird, Erziehungsverantwortung übernehmen zu können, wobei sie gleichzeitig in dieser anspruchsvollen Aufgabe unterstützt werden sollen. Kinder- und Jugendhilfe ergänzt die Erziehung in der Familie, sie ersetzt sie nicht.“

(Staatsinstitut für Familienforschung, 2000, Familienbildung als präventives Angebot. Einrichtungen, Ansätze, Weiterentwicklung. ifb-Materialien 5/00. S. 13)

Aber: wer „präventiv“ sagt, denkt Gefahren, denen es vorzubeugen gilt, mit. Wo „Prävention“ steht, wird schnell ein Defizit zugeschrieben und gemeint sind damit nicht selten Werte oder Verhaltensweisen, die nicht den gesellschaftlich anerkannten Vorstellungen entsprechen. Leicht werden bestimmte Familien als Risikogruppe stigmatisiert, ihnen wird ein „Stempel“ aufgedrückt, eine besondere Anfälligkeit für eben diese Gefahren bescheinigt. Ein auf Prävention gerichtetes Handeln setzt oft einen gesellschaftlich anerkannten Werte- und Verhaltenskatalog voraus, der als Maßstab – unbewusst und nicht hinterfragt – angelegt wird.

„Professionalität (…) drückt sich darin aus, dass Kompetenzen für fachliches Handeln im Feld der Kinder- und Jugendhilfe gezielt erworben, erlernt und eingeübt werden müssen und dafür entsprechende Institutionen, systematisierte Wissensbestände und bewährte Handlungsmuster zur Verfügung stehen müssen. Professionalität verweist darüber hinaus auf den kompetenten Umgang mit komplexen und oftmals widersprüchlichen Anforderungen und Aufgaben und auf die hierfür zur Bewältigung notwendigen institutionellen und fachpolitischen Voraussetzungen.“

(BMFSFJ, 2002, 11. Kinder- und Jugendbericht. S. 65)

„Qualität ist die Erfüllung von Erfordernissen. Das setzt die Formulierung von Bezugsgrößen voraus, die wiederum abhängig sind von den so genannten Randbedingungen für Qualität wie den gesetzlichen Vorgaben, den Zielen des Unternehmens bzw. der sozialen Organisation, den Erwartungen der Kund/-innen und der Marktlage.
Dimensionen der Qualität:

  • Strukturqualität
    bezieht sich auf die Voraussetzungen einer Einrichtung für ihre Dienstleistungen oder Produkte und umfasst z.B. die bauliche, technische, personelle und finanzielle Ausstattung und den Organisationsaufbau.
  • Prozessqualität
    bezieht sich auf das konkrete Handeln in einer Einrichtung und macht Aussagen darüber, wie Familienbildungsleistungen erbracht werden, wie z.B. Planung und Konzeption, Methoden, Zielgruppenansprache und Dokumentation.
  • Ergebnisqualität
    bezieht sich auf das Ergebnis einer Dienstleistung oder einer Produktion und gibt an, ob die angestrebten Ziele erreicht wurden. Ergebnisse und Ergebnisbewertung unterliegen im sozialen Bereich – anders als im industriellen Produktionsbereich – auch immer einem subjektiven Empfinden. Objektive Kriterien lassen sich daher nur mittelbar formulieren, z.B. durch Akzeptanz des Angebotes, Auslastung etc.“

(Rugor, Regina; v. Stuzinski, Gundula, 2003, Qualitätsmanagement. Studienbrief Fernstudium Sozialmanagement. S. 18ff.)

Zum Weiterlesen:
Familienbildung als Angebot der Jugendhilfe – Qualitätsentwicklung und-sicherung in der Familienbildung, BMFSFJ

„bezeichnet Aktivitäten und Verfahren, die erforderlich sind, um Qualität (weiter)zu entwickeln und abzusichern. Die wichtigsten Aufgabenbereiche sind Leitbild, struktureller Aufbau, die Entwicklung eines betrieblichen Maßstabes, die Erprobung und Überprüfung der Handlungsvereinbarungen und die Dokumentation. Grundlage des Qualitätsmanagements sind Ziel- und Kund/-innenorientierung sowie die Einbeziehung der Mitarbeiter/-innen.
Bekannte Qualitätsmanagementverfahren sind die ISO (International Standard Organization), in Deutschland gilt die DIN EN ISO 9000ff, sowie E.F.Q.M. (European Foundation for Quality Management), das im Bereich der sozialen Arbeit als Alternative zur ISO 9000ff diskutiert wird.“

(Rugor, Regina; v. Stuzinski, Gundula, 2003, Qualitätsmanagement. Studienbrief Fernstudium Sozialmanagement. S.40ff)

engl. resilience = Eigenschaft von Werkstoffen, nach starker Verformung die ursprüngliche Gestalt wieder anzunehmen.

Unter Resilienz versteht man die Fähigkeit(en) von Individuen oder Systemen, z.B. Familien, erfolgreich mit belastenden Situationen umzugehen. Die Idee und das Konzept der Resilienz sind aus der Forschung über Risikofaktoren in der kindlichen Entwicklung hervorgegangen. Resilienz bezieht sich auf die gewonnene Feststellung, dass es, trotz widriger Bedingungen, einem Teil der Kinder offenbar gelingt, diese relativ unbeschadet zu überstehen. Der Begriff ‚Resilienz’ bezeichnet in diesem Zusammenhang die psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern.
Die Resilienzforschung versucht, die adaptiven Fähigkeiten und Ressourcen zu beschreiben, die es einem Individuum ermöglichen, mit schwierigen Lebenssituationen umzugehen und beschäftigt sich mit der Wirkungsweise dieser Ressourcen im Laufe der Entwicklung. Bei Studien zur Resilienz wurde ermittelt, welche der als risikobelastet identifizierten Kinder Symptome entwickelten, bzw. welche dieser Kinder sich trotz Risikobelastung gut entwickelten – ohne größere Lern- und Verhaltensschwierigkeiten, ohne Suchtprobleme, ohne strafauffällig zu werden etc.. Durch den Vergleich der beiden Gruppen ließen sich die resilienzfördernden bzw. die protektiven Faktoren identifizieren.
Als Risikofaktoren gelten vor allem chronische Armut, niedriges Bildungsniveau, innerfamiliäre Konflikte, psychische Erkrankungen der Eltern und prä-, peri-, und postnatale Komplikationen des Kindes. Nicht das Vorhandensein von Einzelrisiken sondern die additive Wirkung mehrerer Risikofaktoren wird als bedeutsam angesehen.
In den unterschiedlichen Studien wurde eine weit gehende Übereinstimmung hinsichtlich der protektiv wirkenden Faktoren gefunden. Diese lassen sich in individuelle Attribute der Kinder (z.B. Selbstwirksamkeitsüberzeugungen) sowie schützende Faktoren innerhalb (z.B. stabile, positive Beziehung zu einer Bezugsperson) und außerhalb (z.B. Freundschaftsbeziehungen) der Familie einteilen.

Zum Weiterlesen:
Resilienz, Corinna Wustmann

Ressourcen sind vorhandene materielle Güter und immaterielle Werte. Dazu gehören soziale Beziehungen, Handlungsmuster, Überzeugungssysteme, persönliche Fähigkeiten, Fertigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale. Jeder Mensch verfügt über Ressourcen. Ressourcenorientierung konzentriert sich im Gegensatz zur Defizitorientierung auf das Aufdecken und Aktivieren vorhandener Möglichkeiten und auf das Stärken der Stärken, um Ziele oder Visionen zu erreichen. Ressourcenorientierung aktiviert Selbstheilungskräfte und setzt systeminterne Lösungsmöglichkeiten sowie Potenziale (Leistungsfähigkeiten) frei.

„Der Begriff Salutogenese (Gesundheitsentstehung, von salus, lateinisch: Gesundheit, Heil, und genesis, griechisch: Werden, Entstehen) wurde 1979 von Aaron Antonovsky geprägt. Dieser stellte die „salutogenetische Frage“: Warum und wie bleibt jemand trotz verschiedener krankheitsverursachender Einflüsse gesund? In der Antwort darauf spielen die personalen und sozialen Ressourcen zur Stressbewältigung eine wichtige Rolle, also Kräfte, welche die Fähigkeit des Individuums fördern, mit den körperlichen und psychosozialen Belastungen des Lebens erfolgreich umzugehen. Dadurch entwickelt es das Kohärenzgefühl (sense of coherence), eine Grundorientierung, die das Ausmaß eines umfassenden, dauerhaften und gleichzeitig dynamischen Gefühls des Vertrauens dahingehend ausdrückt, dass

  • die Ereignisse des Lebens strukturiert, vorhersehbar und erklärbar sind;
  • die Ressourcen verfügbar sind, um den aus den Ereignissen stammenden Anforderungen gerecht zu werden;
  • es sich um Herausforderungen handelt, die Interventionen und Engagement lohnen.

Das Kohärenzgefühl wird bereits in den Kindheitsjahren angelegt und bewirkt, dass wir mit den täglichen Belastungen wie auch mit schweren Traumata menschlichen Lebens in einer uns eigenen Weise umgehen.“

(Sozialinfo, Wörterbuch der Sozialpolitik)

„Neben diesen drei Faktoren gibt es sechs sogenannte Widerstandsressourcen, die Menschen helfen, bei oder trotz Belastungen gesund zu bleiben:

  • Hinreichende Immunpotenziale des Körpers gegen Krankheitserreger und andere Stressoren
  • Die Fähigkeit des Einzelnen und des Systems Familie, absehbaren Stressoren durch vorbeugendes Vermeidungsverhalten aus dem Weg zu gehen
  • Hinreichende Intelligenz, um sich vorgefundenen Lebensbedingungen anpassen oder sie gegebenenfalls verändern zu können
  • Ausreichende materielle Ressourcen, um Grundbedürfnisse wie Schutz, Ernährung und Wohnen gewährleisten zu können
  • Soziale Integration und aktive Teilhabe an Entscheidungs- und Kontrollprozessen, die sowohl die individuelle Lebensgestaltung betreffen wie auch diejenige der ganzen Familie
  • Soziale Unterstützung innerhalb vielfältiger Netzwerke, die Familien in die Lage versetzt, bei Bedarf fehlende Gesundheitsressourcen auszugleichen „

(Schnabel, 2001, Familien und Gesundheit. Bedingungen, Möglichkeiten und Konzepte der Gesundheitsförderung. Stocker, Edith; Pfister, Thomas, o.J., Gesunde Zuger Familien. Grundlagen für die Umsetzung von Maßnahmen in der Gesundheitsförderung. S. 22)

Zum Weiterlesen:

Zur salutogenetischen Denkweise bei der Betrachtung des Menschen, Schulz, Jörg; Wiesmann, Ulrich

„Der Begriff ‚Setting‘ bezeichnet ein überschaubares sozial-räumliches System (Anm.: wie Kita, Schule, Stadtteil etc.), in dem Menschen ihren Alltagstätigkeiten nachgehen. Settingorientierte Interventionen richten sich an die strukturellen Bedingungen des Settings und an die involvierten Personengruppen.
Ein Setting kann in einem umfassenden Sinne verstanden werden als ein durch formale Organisation, durch regionale Situation und/oder durch gleiche Erfahrung und/oder gleiche Lebenslage und/oder gleiche Werte bzw. Präferenzen definierter, relativ dauerhafter und zumindest ansatzweise verbindlicher Sozialzusammenhang, von dem wichtige Impulse auf die Wahrnehmung von Gesundheit, Familiensituation und Ressourcen sowie auf alle Formen der Bewältigung von Belastungen (Balance zwischen Belastungen und Ressourcen) ausgehen können.
Der Setting-Ansatz wurde in den späten 80er Jahren von der Weltgesundheits-organisation (WHO) entwickelt, als Instrument der Umsetzung der Prinzipien der Ottawa-Charta in die Praxis. (…)
Mit niedrigschwelligen Interventionen, die in den Lebenswelten der Zielgruppen ansetzen, (Anm.: z.B. Kita, Stadtteil, Familie) vermeiden Projekte, die mit dem Settinganssatz arbeiten, eine einseitige Ausrichtung auf Mittelschichtangehörige und eine Stigmatisierung der benachteiligten Zielgruppen. Interventionen im Setting verstehen ihre Zielgruppe als aktiv Handelnde, die an der Planung und Durchführung der Maßnahmen beteiligt werden. Sie zielen darauf ab, Lebenskompetenzen zu vermitteln und dadurch die Betroffenen in der Wahrnehmung ihrer eigenen (…) Interessen zu stärken.“

(BzgA: 2006, Kriterien guter Praxis in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten. Gesundheitsförderung konkret, Band 5. S. 297)

„Soziale Benachteiligung entsteht besonders dort, wo die Ausgangsbedingungen der persönlichen und sozialen Entwicklung beeinträchtigt sind. Dies führt dazu, dass Personen nicht vollständig an den gesellschaftlichen Prozessen teilhaben. Indikatoren für soziale Benachteiligung sind u.a. niedriges Einkommen, niedriger beruflicher Status, niedrige Schulbildung und schwierige Lebenslagen der Betroffenen.
Die Defizite der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen führen zur Benachteiligung ganzer Gruppen, z.B. Milieus mit nur eingeschränkter familiärer Sozialisation, mit schlechten oder mangelnden Sprachkenntnissen und Kulturtechniken und/oder
unvollständigen oder fehlenden Qualifikationen in schulischem und beruflichem Kontext.
Soziale Benachteiligung ist abhängig von der gegebenen gesellschaftlichen Situation und den damit verbundenen, individuellen Möglichkeiten. Unter Benachteiligung ist zu verstehen, dass die Chancen von Einzelnen, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, aufgrund von Faktoren, die sie selbst nicht oder kaum beeinflussen können, stark gemindert werden.“

(BzgA: 2006, Kriterien guter Praxis in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten. Gesundheitsförderung konkret, Band 5. S. 297)

„Versuche zur Definition des Raumbegriffs füllen eine stattliche Anzahl von Büchern. Umso schwieriger erscheint es, den Begriff des sozialen Raums einzugrenzen. (…)
(Es) bestätigte sich die Vermutung, dass bei den Akteur/innen auf kommunaler wie wissenschaftlicher Ebene ebenso wie bei den Interessierten auf Landes- und Bundesebene eine erhebliche Begriffsverwirrung herrscht. Es drängt sich der Eindruck auf, dass unter dem Stichwort ‚Sozialraum‘ extrem Unterschiedliches zusammengefasst wird, so dass dieser Begriff angesichts der Unschärfe, mit der er immer wieder verwendet wird, allzu leicht Verwirrung stiftet. (…)
Für die Praxis der sozialen Arbeit gilt vordergründig, dass der sozialraumorientierte Ansatz im Gegensatz zum linearen Ursache-Wirkungs-Denken und in Abkehr von partikularen wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Symptombehandlungen auf der Annahme basiert, dass individuelle Lebenswirklichkeiten nur aus ihrem sozialen und kulturellen Zusammenhang heraus zu verstehen und demzufolge Verbesserungen nur unter Berücksichtigung bzw. Einbeziehung dieser Zusammenhänge erzielbar sind. (…) Dieser Ansatz ist somit ganzheitlich und versteht sich insofern als interdisziplinär, als er eine Multikausalität sozialer Ungleichheiten voraussetzt. Es geht somit für Soziale Arbeit darum, in erster Linie lokal zu handeln, (…) um im Strukturwandel den Menschen die soziale, kulturelle und geschöpfliche Bestimmung zu erhalten, die ihm als Opfer des Globalisierungsprozesses verloren zu gehen droht. Der soziale Raum (…) ist beschrieben durch das Lebensumfeld von Menschen. Dieses kann in der Größe eines Stadtteils oder nur in wenigen Straßenzügen oder in einem Wohnraumkomplex bestehen. Der Sozialraum muß verstanden werden als eine historisch gewachsene soziale Struktur eines Gebietes mit kultureller Eigenart und Identität seiner BewohnerInnen.“ (Birkhölzer, Karl/Bonas, I./Schwarz, C./Voß, B., 1996: Gemeinwesenarbeit und Gemeinwesen
ökonomie.
S.123) (…)

Auf der Ebene der Praxis vor Ort geht es, mitunter auch unabhängig von Stadtteil- oder Bezirksgrenzen, in erster Linie darum, inwiefern sich die betroffenen Bewohner/innen mit einem Wohngebiet identifizieren, inwieweit sie hier ihre wesentlichen alltagspraktischen und sozialen Bezüge haben, in welche sozialen Netze sie eingebunden sind usw.. Dabei gibt es zwar deutliche Unterschiede nach Alter, Geschlecht, Ethnie etc.; bspw. verfügen ausländische Familien oft über erheblich größere bzw. zahlreichere soziale Netze als deutsche Familien, die am Rande der Armut leben oder als ältere Bürger/innen, deren Mobilität häufig eingeschränkt ist. Auf der anderen Seite wird bei beruflicher Tätigkeit außerhalb des Stadtteils die Eingrenzung eines sozialen Raums nahezu willkürlich; insofern also wird Sozialraum hier oftmals synonym verwendet mit dem Begriff der Lebenswelt bzw. deren räumlicher Manifestationen.“

(Litges, Gerhard, 2006, Modernisierung der Jugendhilfe (pdf). Dissertation Universität Duisburg/Essen, S. 245 f.)

Vernetzung und Kooperation von Familienbildungsstätten und anderen Trägern und Einrichtungen von familienpädagogischen Angeboten sind unverzichtbar geworden.

„Vernetzung bedeutet die Herstellung persönlicher Beziehungen in der Absicht, sich im Bedarfsfall zusätzliche Ressourcen erschließen zu können. Netzwerkbeziehungen basieren auf Tauschgesetzen (…) Es handelt sich dabei also um potentielle personenbezogene Tauschmöglichkeiten, die, sofern ein Anlass vorliegt, mobilisiert werden können.

Kooperation kann anhand dreier Kriterien definiert werden: Eine konkrete gemeinsame Aufgabe wird arbeitsteilig unter einer bestimmten Zielsetzung durchgeführt. Kooperation ist demnach eine Form der Zusammenarbeit in der mindestens zwei Personen in Arbeitsteilung eine bestimmte Aufgabe mit einer vorab definierten Zielsetzung erfüllen.“

(Schiersmann, Christiane; Thiel, Heinz-Ulrich et al, 1998, Innovationen in der Familienbildung. Eine bundesweite empirische Institutionenanalyse. S. 329

Zur Abgrenzung von Vernetzung und Kooperation führen Schiersmann, Thiel et al aus:

„Während sich Kooperation in der Regel auf die gemeinsame Gestaltung einer klar umrissenen Aufgabe bezieht, sind Netzwerkbeziehungen auf Dauer angelegt. (…) Bei Vernetzung steht nicht die Aufgabe, sondern der Kontakt zwischen Personen im Vordergrund (…) In Netzwerkbeziehungen dominiert folglich die Beziehungsorientierung. Demgegenüber überwiegt bei Kooperation die Sachorientierung. (…) Die Grenzen von Kooperation und Vernetzung sind jedoch fließend und in der beruflichen Praxis häufig schwer voneinander zu trennen.“

(Schiersmann, Christiane; Thiel, Heinz-Ulrich et al, 1998, Innovationen in der Familienbildung. Eine bundesweite empirische Institutionenanalyse. S. 330)

Ziel von Vernetzung und Kooperation ist es, ein bedarfsgerechtes, aufeinander abgestimmtes Konzept für Familienbildung in einer Region aufzubauen oder weiter zu entwickeln sowie vorhandene Ressourcen effektiv zu nutzen.

Zum Weiterlesen:
Familienbildung als Angebot der Jugendhilfe – Vernetzung, BMFSFJ
Kooperation und Vernetzung in der Familienbildung – Anforderungen, Spannungsfelder, Möglichkeiten (pdf), Staatsinstitut für Familienforschung, Bamberg
Strategiepapier: Familienbildung im örtlichen Netzwerk (pdf), Paritätischer Landesverband Sachsen
Familienbildung kooperiert, LAG Familienbildung NRW